Nikolaus Burggraf und Graf zu Dohna-Schlodien
Zu seinem 50. Geburtstage am 5. April 1929.

"Wer kennt nicht - trotz unserer raschlebigen und schnell vergessenden Zeit - den Namen Graf Dohna, wer nicht seine Heldentaten im letzten großen Völkerringen? Wem sind seine unvergleichlichen und ruhmreichen Kaperfahrten mit dem Kreuzer "Möwe" nicht noch in lebhaftester Erinnerung?

Wahrlich, dieser Mann, dessen Ruhmestaten einstmals die Welt erfüllten und um den zeitweise manches Herz in banger Sorge schlug, verdient es, daß an seinem fünfzigsten Geburtstage seiner, der zu den größten Helden des letzten Weltkrieges gezählt werden darf, ehrend gedacht wird.

Der Ansporn

Graf Dohna wurde am 5. April 1879 als Sohn des verstorbenen Kammerherrn und Rittmeisters a. D. Fideikommißherrn, Burggraf und Graf Alfred zu Dohna-Schlodien, Landesältester und Kreisdeputierter des Kreises Sprotta-Hagen auf Mallmitz geboren. Er trat am 7. April 1896 in die Kaiserliche Marine ein, wurde am 30. September 1899 Leutnant und am 15. März 1902 Oberleutnant zur See.

Nach größeren Auslandsreisen tat er Dienst an Bord S. M. S. "Wittelsbach" und S. M. S. "Braunschweig". Im Jahre 1910 wurde er Kommandant des S. M. Flußkanonenbootes "Tsingtau" auf der ostasiatischen Station, worauf er im Jahre 1913 Navigationsoffizier auf S. M. S. "Posen" wurde. Als socher wurde er zum Korvettenkapitän befördert. Ein älterer Bruder von ihm ist als Reserveoffizier der Kavallerie bei Kalisch den Heldentod gestorben.


Graf Dohnas Name wurde bald zur Berühmtheit, als er mit dem Hilfskreuzer "Möwe" unsere damaligen Feinde auf allen Meeren in Schrecken versetzte; seine Kühnheit und Tapferkeit waren ohnegleichen, er durchbrach - ein Husarenstreich zur See - viermal die feindliche Blockade, ohne daß man lange Zeit hindurch überhaupt seinen Namen und den seines Kreuzers kannte.

Seine Taten, mit denen er in fremden Meeren den Kreuzerkrieg betrieb und Dutzende von Schiffen mit der gesamten Besatzung als Beute machte, setzten die Welt in Erstaunen und waren ein Ansporn für viele seiner Kameraden. Über Art und Größe, Heimat und Ausrüstung des "Schreckengespenstes" bzw. des "geheimnisvollen Schiffes", wie es in den Ländern des Vierverbandes genannt wurde, herrschte völliges Dunkel. Dabei wuchs die Beute an aufgebrachten, versenkten und durch Minenlegen vernichteten feindlichen Schiffen ständig.

Ein einziger Bericht des Chefs des Admiralstabes der Marine konnte das Aufbringen von 15 feindlichen Schiffen mit 58 000 Brutto-Register-Tonnen sowie einer Beute von 1 Million Mark in Goldbarren melden. Insgesamt erreichte seine Beute, allein durch Kreuzerkrieg, an vernichtetem Schiffsraum die grandiose Zahl von 200 000 Tonnen.

So war es kein Wunder, daß der Kommandant Graf Dohna bei seiner zweiten Heimkehr mit dem Hilfskreuzer "Möwe" zusammen mit seiner todesmutigen und tapferen Mannschaft in Wort und Bild, in Poesie und Prosa in allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes als Nationalheld gefeiert wurde, kein Wunder, daß zu den vielen Ehrungen und Auszeichnungen sein Kaiser ihn zu seinem Flügeladjudanten ernannte, indem er ihm bei seiner Rückkehr folgendes Telegramm sandte:

"Ich heiße Sie und Ihre tapfere Besatzung von Herzen in der Heimat willkommen. In dankbarer Würdigung Ihrer Taten, die für alle Zeiten ein Ruhmesblatt meiner Marine bilden werden, ernenne ich Sie zu meinem Flügeladjudanten. Wilhelm I. R."

Trotz alledem und trotz der großen Taten, die er vollbrachte, ist Graf Dohna immer der einfache, bescheidene und schlichte Mann geblieben, frei von jeder Ueberhebung und jeglichem Stolz und frei von jedem Vorurteil, ein Gentleman in des Wortes reinster Bedeutung, als welcher er selbst von unseren damaligen Feinden gerühmt und anerkannt wurde...

... Wie so viele andere mußte auch er nach Beendigung des Krieges umlernen, und so ergriff er - der geborene Soldat - in Hamburg den Kaufmannsberuf; auch hier steht er, wie einst als Kommandant der "Möwe", seinen Mann; denn wiederum ist es Pflichtgefühl, das ihn auf seiner neuen Laufbahn von Anfang an geleitet hat, und das ihm, dem Sproß eines uralten Adelsgeschlechts, Befriedigung gewährt, so daß jeder, welcher in seinem neuen Beruf mit Graf Dohna in Berührung kommt, ihn nur als einen wahrhaft vornehmen Kaufmann kennen und schätzen lernt..."


Auszug aus "DER ANSPORN", Die Zeitschrift für Vorwärtsstrebende, Jahrgang 1929, 4. April 1929, Heft 7, herausgegeben von Hans A. Blum, Hamburg 8

AK Gemälde
Rückkehr der "Möwe" 1916, Gemälde/Ansichtskarte


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