Die Piraten des Kaisers

Weltweit bestaunt, ruhmreich beendet:

Die Kaperfahrten des Hilfskreuzers "Möwe" im I. Weltkrieg

Die Möwe kehrt heim

Gemälde: Empfang der "Möwe" durch die Hochseeflotte am 4. März 1916

Der britischen Marine war es im 1. Weltkrieg sehr schnell gelungen, einen Blockadering um die deutschen Küsten zu legen. Lediglich den deutschen U-Booten blieb es zunächst vorbehalten, den Handelskrieg außerhalb der deutschen Gewässer zu führen. Erst Mitte 1915 begann der Flottenstab umzudenken. Korvettenkapitän Burggraf und Graf zu Dohna-Schlodien erhielt im September 1915 den Auftrag, einen Minenleger auszurüsten, der den Blockadering durchbrechen und vor der englischen Küste Minen verlegen sollte. Dem Grafen gelang es, den Flottenstab davon zu überzeugen, dass dieser Minenleger nach dem eigentlichen Auftrag zudem als Hilfskreuzer dienliche Aufgaben finden könnte.

Graf zu Dohna-Schlodien suchte sich den ehemaligen Frachtdampfer "Pungo" aus, der früher für den Transport von Bananen zwischen Kamerun und Deutschland gebaut worden war. Die "Pungo" wurde in Wilhelmshaven umgerüstet. Sie erhielt u. a. eine getarnte Bewaffnung (vier Torpedorohre, vier 15 cm-Schnellladekanonen sowie eine 11,5 cm-Schnellladekanone). Unter größter Geheimhaltung wurde das Schiff unter der vorläufigen Bezeichnung "H.D. 10" durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Kiel verlegt. Hier wurde eine Besatzung von 235 Mann zusammengestellt, die über den beabsichtigten Auftrag im Unklaren gelassen wurde. Es folgte eine wochenlange Erprobung auf der Ostsee. Zudem wurden Unmengen von Kohlen, Proviant und Munition gebunkert.

Am 26. 12. 1915 verließ das Schiff Kiel wiederum durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal und ging in der Elbmündung vor Krautsand vor Anker. Hier wurde das gesamte Schiff umgestrichen und in den schwedischen Dampfer "Sagaland" verwandelt.

Es gelang in der Folge, den Blockadering unerkannt zu durchbrechen. Nachdem dann vor den Küsten Englands und Frankreichs die Minen abgeladen wurden, begann der Kreuzerkrieg, der der S.M.S "Möwe" weltweiten Ruhm einbrachte und den zwischenzeitlich bewaffneten englischen Handelsschiffen das Fürchten lehrte. Im Atlantik zwischen Island, Afrika und Südamerika wurden unzählige Schiffe aufgebracht und größtenteils versenkt. Der Ablauf gestaltete sich fast immer gleich: Getarnt als Frachtschiff nähern, Waffentarnung fallen lassen, Kriegsflagge setzen, Befehl: "Stoppen Sie sofort!" Bei dem Versuch der Gegenwehr wurde sofort geschossen. Nachdem ein Prisenkommando das Handelsschiff erkundet hatte, wurden Besatzung und oftmals Passagiere und evtl. Proviant als auch Kohlen übernommen und das jeweilige Schiff in der Regel versenkt.

Der Kommandant   Die Möwe

Auf ihren beiden Feindfahrten bis zum 14. März 1917 war die S.M.S. "Möwe" dank bester Ausbildung und phantasievollem Vorgehen so erfolgreich, dass sie in die Geschichtsbücher Eingang fand. Der Kommandant wurde zweimal von Kaiser Wilhelm II. empfangen und bereits nach der ersten Feindfahrt persönlich vom Kaiser mit dem höchsten Kriegsorden, dem Pour le merite, ausgezeichnet. Nach der zweiten Feindfahrt ernannte ihn der Kaiser zu seinem "Flügeladjudanten". 50 Mann der Besatzung wurden bereits nach der 1. Feindfahrt mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet, der Rest erhielt die Auszeichnung nach der 2. Feindfahrt.

Die Entermannschaft Der Kommandant mit seinen Offizieren

Der Einsatz des Hilfskreuzers "Möwe" hatte dem Gegner insgesamt 46 Handelsschiffe und ein Linienschiff mit einer Gesamthandelstonnage von über 180.000 BRT gekostet.

Auf der ersten Feindfahrt, am 16. 1. 1916, wurde der englische Passagierdampfer "Appam" durch die "Möwe" aufgebracht. Gerade diese Kaperung sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Die Prise SS Appam

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